Zum dritten mal reisten wir nun schon zum Chalk Festival nach Florida in die USA. Das Festival Thema: „Love and Peace – Liebe und Frieden“ ließ in mir sehr kritische Gedanken und Gefühle aufkommen. Heute, in einer Zeit in der wir doch fast überall auf der Welt mit so vielen politischen, militärischen und religiösen Konflikten konfrontiert werden, schien mir persönlich eine Huldigung von Frieden und Liebe völlig absurd, da es global gesehen an sehr viel mehr Frieden und Liebe mangelt.
Vielleicht liegt es an meiner globalen Weltsicht und der Tatsache, dass ich in Mexiko die Korruption und den Drogenkrieg und in Europa die Auswirkungen der Syrienkrise sehr deutlich und persönlich spüre. Ich habe heute mehr denn je das Gefühl, dass Liebe und Frieden stark bedroht sind und finde es wichtig auch diese Betrachtungsweise und Bedenken auf einem internationalen Streetart Festival zu zeigen. Ich war mir sicher, dass es wohl ausreichend schöne und liebevolle Darstellungen geben würde. Kritische Bilder waren dann auch tatsächlich in der Minderzahl und stammten fast ausschließlich von europäischen Streetart Künstlern. Dennoch freute ich mich über viele positive Zusprüche von Seiten der Festivalteilnehmer, der Festivalorganisation und auch der Besucher. Aber genauso freuten mich auch die negativen Reaktionen, denn ich merkte, dass ich mit meiner Streetart polarisierte und wahre Emotionen weckte.
Meine Intention war es einen Anreiz zu geben, das Thema und unsere heutigen globalen Probleme auch mal kritisch zu diskutieren und vielleicht sogar am Bildesrand Lösungen dafür zu finden. Ich finde es wichtig als Streetart Künstlerin Verantwortung zu übernehmen, Probleme offen zu benennen und Position zu beziehen. Für mich fügt das der StreetArt eine ganz wesentliche Qualität hinzu. Denn so kann Streetart noch mehr bewirken als einfach nur Sensation zu sein. Dann kann Streetart Meinungen bilden, Diskussionen anregen und Problemlösungen im gegenseitigen Austausch erkennbar und möglich machen.
