3D Streetart zur Verschönerung von Baustellen
Das Centermanagement des Phoenixcenters in Hamburg Harburg wendete sich damals mit einer etwas ungewöhnlichen Anfrage an mich. Ich sollte einschätzen, ob es realistisch sei Staubschutzeinhausungen, die über vier 6 x 10 Meter und eine 12×20 Meter große Fläche aufgebaut würden mit 3D Straßenmalerei zu bemalen. Der Clou bei der Sache. Die Staubschutzeinhausungen sollten aus Gipskarton gefertigt werden, dessen Platten maximal 100 kg Gewicht pro qm trügen. Unterhalb der Konstruktion sollte es 10 Meter in die Tiefe gehen. Die Staubschutzeinhausungen sollten nämlich über einen riesigen Durchbruch ins untere Stockwerk gebaut werden, damit die Durchbrucharbeiten den täglichen Kaufhausbetrieb im Center nicht zu stark belasteten.
Wir Künstler sollten an einem Sicherungsseil gesichert die Fläche so bemalen, dass sie, von einem perspektivischen Standpunkt auf dem höher liegenden Stockwerk aus betrachtet, einen 3D Efekt hätten.
Realistische Einschätzung zur Machbarkeit
Ok….dachte ich mir…das hört sich ja spektakulär an. Damit meinte ich sowohl die Größendimension als auch die Umstände unter denen gemalt werden sollte. Aber ich konnte mir vorstellen dass das klappt. Ich habe große Herausforderungen und Verantwortung nie gescheut und habe immer viel Vertrauen in meine Fähigkeiten und Einschätzungen. Deshalb stimmte ich der Idee zu und schlug vor, das ganze Vorhaben einmal vor Ort persönlich mit allen Beteiligten ausführlich zu besprechen, um eine finale Einschätzung geben zu können. Es zeigte sich bei diesem Gespräch, dass wir einen Sicherheitskurs belegen würden und mithilfe einer Leiter auf die Staubschutzeinhausungen hinaufklettern müssten. Wir müssten beim Malen immer genügend Abstand zueinander behalten, damit ein qm nicht mit mehr als 100 kg belastet würde. Der Standpunkt im höher gelegenen Stockwerk war ein Umstand, den ich vor Allem bei der Zeitplanung berücksichtigen musste. Denn das ständige Hoch- und Runterklettern und Rolltreppenfahren zur Kontrolle des Bildes vom exakten Fotostandpunkt, würde viel extra Zeit in Anspruch nehmen. Ich erstellte eine Zeitplanung bei der innerhalb von Mai bis August alle fünf Bilder fertiggestellt würden. Als Thema für die Malereien schlug ich die 4 Elemente vor und wir stimmten 5 Entwurfideen im Vorfeld mit dem Centermanager ab.
Gewöhnungsbedürftige Umstände zu Projektbeginn
Gesagt getan. Insgesammt waren wir 54 Tage in 4 Monaten für dieses riesen Projekt tätig und Dauergast in Hamburg Harburg.
Es war zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig mit Sicherungsseil zu arbeiten und gegen den Seilzug anzulaufen. Hierfür war extra Kraftaufwand nötig. Die erste Schwierigkeit mit dem Gurt trat dann auch schon gleich am ersten Tag auf, als der Sicherheitsgurt die Haut am Hals unangenehm aufscheuerte und ich vor Schmerzen am Abend dachte, dass ich mir eine Polsterung für den Gurt einfallen lassen muss, sonst würde ich alle folgenden Tage nicht überstehen. Zunächst fuhr ich zum Baumarkt und besorgte mir Schaumstoff, mit dem ich den Gurt auspolsterte. Dieses Material sorgte am zweiten Abend für eine alergische Hautreaktion und Schwellung am Hals. Am nächsten Tag kaufte ich mir eine schwarze Softshell Outdoorweste mit Halsteil und hatte damit auch schon die beste Lösung gefunden. Allerdings war es auch sehr warm in diesem Outfit. Vor allem dann, wenn die Sommersonne durch das Glasdach auf uns herab schien. Aber das war das geringere Übel. Lieber schwitzen als Schmerzen, dachte ich mir.
3D Streetart Dauerausstellung vom Team FreddArt
Alles weitere verlief völlig nach Zeitplan und wir schafften es jedes Mal ein Bild termingerecht und in gewünschter Qualität fertigzustellen. Das Phoenixbild, Schleusenbild und das Delfinarium wurde teilweise sehr stark vor Ort improvisiert, da uns im Malprozess neue Ideen kamen, um die Umgebung noch besser in das Bild einzubeziehen und die 3D Malerei so noch realistischer wirken zu lassen. Beim dem Phoenixbild war es die Weiterführung der Rolltreppe in die Tiefe. Für das Schleusenbild suchten wir noch im Hamburger Hafen nach einem passenden Bootmodell für das Bild und beim Delfienbild waren die seitlichen Glasfenster eine besondere Herausforderung, denen wir besonders viel Aufmerksamkeit schenkten. Es gab einen Satz, der den krönenden Abschluss der ganzen Malaktion in Hamburg formte. Roberto rief vom Standpunkt des Delfienbildes kurz vor Vollendung: „Hey, es fehlt noch die Spiegelung von der Spiegelung vom Wasserball in der Fensterscheibe!“ Sofort setzte ich mit dem Airbrush den gewünschten Efekt und schloss damit ein riesen Gesamtprojekt ab, das uns bis heute mit viel Stolz erfüllt. Für uns war es unsere erste persönliche 3D streetart Dauerausstellung. Nicht in einer Kunstgalerie, sondern an einem Ort, der jeden Tag von Menschen aus allen Bildungsschichten und Generationen aufgesucht wird. Somit gelangte unsere Kunst genau an die Leute, für die sie bestimmt ist!
Das Centermanagement äußerte sich im Nachgang sehr positiv. Alle Ziele wurden erreicht. Der Besucherstrom wurde durch unsere Aktion trotz Baumaßnahmen stabil aufrechterhalten und Ladenmieter freuten sich über gleichbleibende Umsatzzahlen. Die Besucher freuten sich zudem über viele Monate hinweg beeindruckende Streetart beim Shoppen erleben zu dürfen. Kostenlos und für Jeden verständlich.
Nach Fertigstellung aller Durchbrüche, wurden alle 3D Streetart Bilder wieder abgebaut.
Wir bedanken uns herzlich beim Center Manager Thomas Krause für seine Begeisterungsfähigkeit und sein Vertrauen in unsere Fähigkeiten. Es war für uns eine ganz besondere Gelegenheit unsere 3D Kunst in derartigen Größendimensionen und in mehrfachen Ausführungen zu präsentieren. Wir fühlten uns sehr wohl im Center und freuten uns über dessen hervorragende Gastfreundschaft.